Wie wird man Hubschraubernotarzt?

Gerne wird am Tag der offenen Tür, bei Außenlandungen oder generell bei Bevölkerungskontakt mit dem Hubschrauber die Frage gestellt, was man denn machen muss um Hubschraubernotarzt zu werden.
Das geht fix. Nachdem ihr…

– vier Jahre Grundschule, neun Jahre Gymnasium (oder der harte Weg über z.B. Realschule + Abenschule…) und Abschluss mit einem möglichst guten Abitur denn das vereinfacht es den…
– Studienplatz für Humanmedizin zu ergattern (wie ich mir sagen lassen habe steht es dort mittlerweile 10 zu 1 für die Bewerber pro Studienplatz)
– zwei Jahre Vorklinik (Anatomie, Phyiologie, Chemie, Physik, Physiologie, Biochemie…) und anschließend eine mündliche wie schrifltiche staatliche Prüfung über mehrere Tage und die Absolvierung eines dreimonatigen Krankenpflegepraktikums und anderer Verpflichtungen
– vier Jahre Hauptstudium (Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Augenheilkunde, Chirurgie,  Dermatologie, Gynäkologie, HNO, Innere Medizin, Klinische Pharmakologie, Klinische Radiologie, Medizinische Statistik, Neurologie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Pädiatrie, Psychiatrie, Psychosomatik, Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Hygiene, Naturheilverfahren, Rechtsmedizin, Spezielle Pathologie, Urologie, Zahn-Mund-und Kieferheilkunde) mit jeweils mehrwöchigen Blockpraktika in Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde, Gynäkologie und Allgemeinmedizin). Wir haben zusätzlich noch Blockpraktika in der Psychiatrie und anderen Fächern gemacht.
Zusätzlich gibt es noch etliche sgn. Querschnittsbereiche mit Fächern wie Epidemiologie, medizinische Biometrie und medizinische Informatik, Gesundheitsökonomie, Umweltmedizin und Notfallmedizin sowie zehn anderen Fächern.
Es folgen noch Famulaturen (Praktikum im Krankenhaus bzw. in einer Praxis) über mindestens vier Monate.
Danach geht es ins praktische Jahr. Vier Monate Chirurgie, vier Monate Innere Medizin und vier Monate in einem Fachbereich der Wahl (für den angehenden Hubschraubernotarzt natürlich in der Anästhesie 😉
Wenn das alles geschafft ist wird auch dieser Studienabschnitt mit einer mehrtägigen schriftlichen Prüfung sowie einer mündlichen Prüfung abgeschlossen und – ZACK! Hier ist ihre Approbation, Sie sind Arzt.
Die meisten Luftrettungsstützpunkte werden von Anästhesisten, einige auch von Chirurgen, wenige von Internisten mitbesetzt. Es folgt also in der Regel die Ausbildung zum “Facharzt für Anästhesie/Intensivmedizin“, diese läuft über mindestens fünf Jahre und wird – wer hätte es geahnt – mit einer Prüfung abgeschlossen.
Im Rahmen der Facharztausbildung macht man einen einwöchigen Kurs in dem man die Grundlagen des Notarzt-Daseins erlernt und mit einer Prüfung abschließt. Anschließend werden im bodengebundenen Rettungsdienst Kenntnisse und Einsätze gesammelt und irgendwann die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin in einer mündlichen Prüfung erworben. Jetzt noch schnell den Intensivtransportkurs nach DIVI-Kriterien gemacht, alles beim Chef einreichen, augenärztliche Prüfung, Ergometrie und betriebsärztliche Flugtauglichkeit bescheinigen lassen und nach einem mehrtägigen sgn. „Einfliegen“

…. steht ihr auf dem Dienstplan als RTH-Arzt.
Glückwünsch!

PS: Es geht bestimmt in Details auch anders (Examen vor dem PJ oder nachher, je nach Modellstudiengang) aber das Grundprinzip bleibt gleich.
Der ADACtm  fordert den Facharztstandard plus DIVI-Intensivtransportkurs und die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. Es gibt Luftrettungsstandorte an denen weit weniger, teilweise sogar lediglich die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin gefordert wird. Dies hat zur Folge, dass unter Umständen auch Assistenzärzte im zweiten Ausbildungsjahr unter Umständen sogar ohne Intensiverfahrung fliegen dürfen. Gut für den abenteuerlustigen Jung-Arzt, schlecht für den komplex erkrankten Patienten.
Und so bekommt man als Hubschrauberstandort ganz schnell den Spitznamen „Killer-Drohne“ verpasst. So geschehen ca. 90km östlich von hier…