Hiermit lade ich Dich zu meiner Masernparty ein!

Als ich ein Kind war gab es „Masernparties„. Hierbei sollten gesunde Kinder mit an Masern erkrankten Kindern spielen und sich dabei mit Masern anstecken um Immunität zu entwickeln. 

Es gab das auch für Windpocken („Pockenparty“). 

Auf den Parties sollten sich Kinder auf „natürlichem Weg“ mit der Krankheit anstecken um dann eine Immunität zu entwickeln. Schon sehr früh wusste man, dass eine Infektion mit Wildviren deutlich riskanter ist, als die Impfung mit dem abgeschwächten Lebendimpfstoff.

Die Idee, dass alles was die Natur hervorbringt sanfter, ja irgendwie gesünder sein soll ist in vielen Fällen richtig. 

Die Natur ist aber nicht nur liebevoll und sanft sondern mitunter auch brutal und rücksichtslos. Ein Virus denkt nicht, es will sich nur vermehren. 

Um dieses Ziel zu erreichen muss sich das Virus bestmöglich an den Wirt anpassen von dem es abhängig ist. Dies führt zu einer optimalen Vermehrung und über die Infektion eines weiteren Wirts lebt das Virus fort. Da Viren nicht in übergeordneten Verbänden kommunizieren können wissen sie nichts vom Tod des Wirts. Der Tod des Wirts (der Mensch) ist ein unbeabsichtigter Kollateralschaden.

Es zeigt aber ganz gut wie schlecht kontrollierbar Infektionen mit Viren ablaufen.

Wir wissen vorab nie, wer wie heftig auf eine Infektion mit dem Coronavirus reagiert.

Die Idee, dass etwas nur weil es „natürlich“ ist, deshalb auch besser ist, ist gerade bei Viren sehr gefährlich. 

Viren ist es egal was für eine kosmische Energie wir spüren, ob wir unser Essen auspendeln oder im Einklang mit der Natur leben wollen. 

Das kann man alles machen, aber es sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass Viren das alles komplett egal ist. 

Die haben ihren eigenen – sehr einfachen – Plan. Vermehren, verteilen, so viel und so schnell es geht. 

Die Infektion mit einem Wildtypvirus führt zu einer Produktion unkalkulierbarer Antikörper mit unbekannter Wirkung auf den Rest des Körpers. Bei einer Infektion „auf natürlichem Weg“ findet ein solches Virus zutritt zum Körper (die Infektion) und wird regelrecht überrannt von dem Virus. Es beginnt ein ungleicher Wettkampf des Körpers gegen das Virus. Das Immunsystem, unsere Körperabweher ist eines der faszinierendsten und komplexesten Systeme des Körpers. Es ist ein solches Wunderwerk, dass es mich staunen lässt, je tiefer man in die Details einsteigt. 

Es gibt sogar verschiedene Möglichkeiten der Immunantwort. 

Für Viren kann man vereinfacht sagen, dass irgendwann eine Fresszelle (Makrophage) ein Virus findet und dieses in sich aufnimmt. Fresszellen sind dabei nicht sehr wählerisch, aber auch nicht sehr schnell. Sie „sehen“ das Virus nicht, aber nehmen es irgendwann zufällig auf. 

Dieser Vorgang kann unterschiedlich lange dauern, es muss eben zufällig eine Fresszelle vorbeikommen und ein solches Virus finden. 

Routinemäßig wird innerhalb der Fresszelle das Virus in Teile zerlegt und diese Teile werden dann den T-Zellen präsentiert. „Schau mal hier, das hab ich gefunden“. Stellen wir uns das Virus als eine Art Einbrecher vor, dann wird er in Kopf, Rumpf, Arme, Beine und Finger zerlegt. 

Die T-Zellen analysieren die einzelnen Bauteile des Virus und verteilen Aufgaben. Die Finger des Einbrechers werden an B-Lymphozyten weitergegeben und die sind jetzt in der Lage als Plasmazellen von den Fingern Abdrücke herzustellen. Diese Abdrücke werden millionenfach produziert und sind eine Art Steckbrief für die Fresszellen. 

Wann immer jetzt ein Virus in den Körper kommt bleiben die von den Plasmazellen produzierten Fingerabdrücke wie orange leuchtende Post-Its an dem Virus hängen. Jetzt erkennt die Fresszelle die Viren an dem orange leuchtenden Post-it und kann das Virus entsprechend schnell unschädlich machen. 

Wenn es erstmal Antikörper gibt kann der Körper sich verteidigen.
Der Wettkampf besteht darin wer schneller ist.

Auf der einen Seite das Virus mit der massenhaften Reproduktion innerhalb der Zellen bis zur schweren Erkrankung oder sogar bis zum Tod des Wirts. Auf der anderen Seite die Immunantwort des Körpers, die Produktion von Fingerabdrücken, die Erkennung und das Töten der Viren. 


Warum bietet eine Impfung jetzt einen Vorteil?
Die Impfung kürzt den gefährlichen Teil ab. Dem Körper werden von Anfang an nur ein Finger des Virus gezeigt. Ein Finger alleine kann keinen Schaden anrichten, aber der Körper kann davon einen Fingerabdruck erstellen. Das sind die sogenannten Spikeproteine die bei der mRNA-Impfung erstellt werden. Durch einen genialen Trick werden Teile der körpereigenen Zellen dazu gebracht diesen Finger zu produzieren. Für diesen werden dann passgenaue Antikörper produziert. Kommt irgendwann ein echtes Coronavirus vorbei werden die Gedächtniszellen sich an den Fingerabdruck erinnern und das Virus ruck zuck vernichten. Keine Chance für das Virus. 

Es gibt aber auch noch andere Impfungen, zum Beispiel den Vektorimpfstoff (AstraZeneca, Sputnik und andere). 

Hier hinkt der Vergleich mit dem Virus als Einbrecher ein wenig. 

Bei der Entwicklung des Vektorimpfstoffs steht am Anfang ein harmloses Virus was beispielsweise nur einen leichten Schnupfen auslösen kann. Viele Virusinfekte laufen auch komplett unauffällig ab, wir werden davon gar nicht krank. Ein solches Virus nimmt man jetzt und baut Teile des Virus ein, gegen das man den Körper schützen will.
Der Körper wird wieder Fingerabdrücke nehmen und ist nun auch zukünftig gewappnet wenn zum Beispiel das echte Coronavirus in den Körper eindringt. 

Beide Möglichkeiten bieten den entscheidenden Vorteil, dass der Körper in aller Ruhe Fingerabdrücke nehmen kann und Steckbriefe erstellen kann. Der Körper kann sich vorbereiten und ist gewappnet wenn der echte Gegner kommt. 

Diese Chance nimmt man dem Körper wenn er es direkt mit dem echten Virus zu tun bekommt.  

Genau das wurde auf den Masernparties gemacht. Kinder wurden bewusst angesteckt. Die Kinder wurden krank, erholten sich und waren fortan immun. Warum also die Aufregung?
Wir Mediziner nennen das anekdotische Evidenz. Da sind vielleicht 5 oder 10 Kinder auf so einer Party, stecken sich an und erholen sich wieder und alles ist gut, oder?
Schwere bleibende Schäden nach einer Maserninfektion liegen im Bereich von etwa 1:300 (ECDC, Europäische Union) bis 1:500 (CDC, USA). Wie auch immer – selbst wenn 10 solcher Masernparties in einem Dorf laufen, betrifft das gerade mal 100 Kinder. Weil es nur bei 1 von etwa 300 Kindern zu einem schweren, bleibenden Schaden kommt wird das kaum auffallen. Das Risiko ist aber trotzdem da und es ist nur eine Frage der Zeit und der Infektionen bis ein Kind bleibenden Schaden nimmt. 

Bleibende Schäden nach einer Masernimpfung sind hingegen so selten, dass sich keine realistische Häufigkeit angeben lässt. Als ernste Komplikation wird eine allergische Reaktion mit etwa 1 bis 4 von 1 Millionen Geimpften angegeben. 

Das Risiko einer Impfung steht also in keinem Verhältnis zur unkalkulierbaren Erkrankung.
Es wird mir ein Rätsel bleiben, warum trotzdem manche Menschen denken, dass der natürlich Weg einer Infektion aus irgendeinem Grund besser sei. 

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