Traumamanagement Premium ® Kurs

Wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, dann habe ich jetzt was handfestes. Etwas eigenes. Ich habe am Wochenende mein Jodeldiplom den TraumamangementPremium®-Kurs nach DIVI-Kriterien gemacht und darf mich jetzt für vier Jahre „TraumaManager“ nennen. Mal sehen, ob ich damit beim Dönerladen meines Vertrauens Prozente bekomme.
Kursunterlagen Traumamanagement (R) Premium

Ich werde im nächsten Jahr zu einem Maximalversorger (= groooßes Krankenhaus) mit Luftrettung (Yeah Baby!) und notfallmedizinischem Schwerpunkt wechseln. Dafür wollte ich meine Kenntnisse in der Schwerverletztenversorgung festigen. Dafür gibt es in Deutschland den TraumaManagement-Kurs als deutsches Kursangebot und den PHTLS-Kurs nach amerikanischem Vorbild. PHTLS wird manchmal auch als Fachverpacker-Workshop bezeichnet. Kritisiert wird, dass die Pat. quasi nur so schnell wie möglich eingepackt werden und losgekachelt wird. Das ist in vielen Fällen bei kritisch kranken Menschen auch angebracht (innere Blutung etc.), in vielen Fällen aber auch nicht. Bei Atemwegsproblemen bringt mir auch das schnellste Geheize nichts, wenn der Pat. auf dem Weg zur Klinik verstirbt und durch eine einfache Maßnahme (Thoraxdrainage / Intubation o.ä.) hätte gerettet werden können.
Thoraxdrainage
In dem dreitägigen Kurs wird die Theorie vorher zuhause gelernt und in einem Eingangstest abgeprüft. An den drei Tagen gibt es sehr, sehr viele Praxisübungen die teilweise sehr realistisch und mit professionellen Mimen gestaltet werden.
Falltraining Polytrauma
Traumeversorgung ist für den bodengebundenen Rettungsdienst fast immer eine große Ausnahme. Was das ganze verkompliziert, ist dass die Pat. sehr krank sind und man das einfach nicht täglich macht. Anders sieht das in der Luftrettung aus, da kann man mit so einem Krankheitsbild schon fast rechnen.
Ich dachte (!), ich wäre ganz fit in der Traumaversorgung. Was ich in dem Kurs gelernt habe, war vor allem den Überblick zu behalten, Aufgaben zu delegieren, im Team auf eine richtige Kommunikation zu achten und Rückmeldungen einzufordern um Missverständnisse aufzudecken. Die Kenntnisse kann ich auch im Alltag (im OP, auf der Intensiv…) aber auch bei anderen Pat. im Notarztdienst anwenden.
Vielleicht werde ich demnächst noch etwas ausführlicher berichten, falls es hier Interesse gibt. Anybody? 😉
Fragen?
ABCDE-Grüße,

der Narkosearzt

Raus aus dem Stress.

Der Tag fing mit einer verkorksten Übergabe an. Jaja, die Natriumwerte der letzten zwei Wochen aufzählen aber die wirklich wichtigen Dinge (einmal MRSA-positiv, eine angeblich unumgängliche Intubation bei einem Pat. bei dem wir uns über Tage bemüht haben eben diese zu vermeiden und und und) unter den Tisch fallen lassen. Das kann ich ja haben.
Mein Oberarzt neben mir flüstert mir ins Ohr „ist ne Zumutung solche Übergaben, oder?“. Hmja. Vor allem wenn ich die Intensiv übernehmen soll.
Ich musste dann noch einen nachgemeldeten Patienten für den OP prämedizieren, hab dem Koordinator gesagt, dass der nüchtern ist und von uns aus direkt in den OP kann (das habe ich auch noch ausführlich begründet, ein Missverständnis war also ausgeschlossen). Der Koordinator hat sich dann einen fertig koordiniert um hinterher mir die Schuld in die Schuhe zu schieben weil er es fertig gebracht hat, einen kompletten OP-Saal für eine Stunde lahm zu legen und es dann mir in die Schuhe schieben wollte, weil ich gesagt hätte, dass der Patient in den OP muss. Ein Patient hat sich den sorgsam angenähten (!) zentralen Venenkatheter gezogen und wollte dann irgendwie seinen Tubus nicht mehr behalten. Es war also mal wieder mächtig Stimmung in der Bude und ging in etwa so weiter bis….

… mich die Pforte anrief, dass die Feuerwehr einen zweiten Notarzt benötigen würde. Yes! Das bin ich!
Zur Stellung eines zweiten Notarztes sind wir verpflichtet, außerdem muss ein Oberarzt auf der Station bleiben. Es blieb mir also keine andere Wahl als meinem Oberarzt die Funke in die Hand zu drücken und mich zu verabschieden. Ich bin dann mal in der Sonne.
Auf dem Melder stand eine eingeklemmte Person, Verkehrsunfall und da sind wir dann auch hin.
Ein Patient, ein Team, ein Ziel. Alles klar definiert, dank PHTLS klar definiert.
Und ich war ganz ruhig dabei und sehr glücklich jetzt! genau! das! und nur das machen zu können und endlich einmal aus dem Hummelnest heraus zu kommen.

Mir fiel erst auf der Rückfahrt auf, wie absurd es ist, sich über einen solchen Notarzteinsatz zu freuen, nur um mal ein bißchen Ruhe zu haben. So ist das manchmal.
SIMULATION eines Verkehrsunfall mit Brandentwicklung
(SIMULATION eines Verkehrsunfall mit Brandentwicklung, kein echtes Einsatzfoto!)