Die Rechnung bitte!

Wenn eine einzige Querdenkerdemo für tausende Neuinfektionen verantwortlich ist, dann ist das ein sehr hoher Preis den die vernünftige Allgemeinheit für die Versammlungsfreiheit egoistischer Schwurbler zahlen muss. 
Warum nehmen wir Rücksicht auf die Rücksichtslosen?
CN Rant Auch harmlose Verläufe ohne Beatmung kosten im Schnitt etwa 7000€. Schwere Verläufe kosten schnell mal zwischen 30.000 bis 100.000 € (na, @fdp? Kosten!). 
Und hier reden wir nur über die Akutphase, von #LongCovid, Verlust der Arbeitskraft und den Kosten ganz zu schweigen. Warum dulden wir das? 
Diese Verwirrten sind davon überzeugt in einer Diktatur zu leben, die ihre Freiheitsrechte einschränkt und wir glauben sie zurück zu gewinnen in dem wir ihre Superspreaderevents weiter genehmigen? Wisst ihr warum mich das aufregt? 
WEIL ICH DIE SCH***E AUSBADEN MUSS. NICHT DIE SPINNER DIE DA RUMLAUFEN!
Hier brennt der Baum, seit einem Jahr trage ich FFP2. JEDEN F**KING TAG! 10-12h sind mittlerweile völlig normal, manchmal auch 16 Stunden und länger. Diese bekackten Intensivtransporte mit COVID. Stundenlag sitzt man in diesen Plastikanzügen die dicht sind wie ein Ganzkörper-Regenparka. Mir läuft die Suppe am Rücken runter und mir dröhnt der Kopf weil es laut ist, wir uns anschreien müssen und die Patienten extrem krank sind. Die COVID-Patienten in der Klinik zermürben. Wochenlang grottenschlecht, alles ist bei COVID-Patienten extrem. Kreislauf, Beatmung, Analgosedierung, Lagerung es ist einfach alles extrem. Kleinste Fortschritte – gefolgt von Rückfallen.
Aber wir können auch extreme Intensivmedizin. Wir versuchen uns selbst zu motivieren, sonst macht es ja keiner. Mit mehr Geld oder mehr Personal rechnet niemand mehr, da kommt nur lauwarme Luft, sonst nichts. Ausbaden müssen es die Patienten. Dann dauert es eben länger bis sie abgesaugt werden. Und wenn mal einer so mutig ist und die Wahrheit ausspricht (@UK_Muenster) wird er mundtot gemacht und die PR-Abteilung übernimmt. Alles easy! Alles safe! Alle Patienten tip top versorgt. Am Arsch hängt der Hammer! Ihr wisst selber, dass das nicht stimmt. Warum decken wir das? Zeigt den Leuten da draußen mal was die jahrzehntelange Sparerei aus einstiger Spitzenmedizin gemacht hat! 
Ja, wir können immer noch ECMO, wir transplantieren sogar Herzen, aber das sind doch nur die schicken Aushängeschilder, die den schönen Schein bewahren sollen. Das Dienstpläne quasi von Woche zu Woche, teilweise nur tagesaktuell gemacht werden. Im Vergleich zu 1980 machen wir mit der Hälfte der Pflegekräfte die doppelte Fallzahl und das obwohl die Patienten immer älter und kränker und pflegebedürftiger werden. Manche von uns arbeiten je nach Dienstplan 70 oder 80 Stunden pro Woche. Das sind fast zwei Vollzeitstellen in anderen Branchen, aber wir machen es möglich, weil sonst die Dienste nicht besetzt sind. 
Es herrscht ein enormer Druck seitens der Kollegen und Vorgesetzten. Niemand meldet sich mal eben krank. Und wenn man krank ist wird per Whatsapp oder telefonisch täglich nachgefragt. Bist Du wieder fit? Kannst Du den Dienst machen? 
Und wenn ich dann nein sage, weil ich nicht das vierte Wochenende in Folge arbeiten möchte, na dann ist was los. „Als Entschuldigung gilt die eigene Beerdigung“ sagte mal jemand. Jaha, super lustig, was haben wir gelacht. Diese Kultur hat sich überall etabliert und das macht die Leute fertig. Guckt Euch mal das Durchschnittsalter auf Intensivstationen an. Das hat keine Zukunft. Ich hätte auch Bock auf Mallorca. Ich würde mich dulli eine Woche an den Strand legen. Einfach mal nichts tun, niemanden hören müssen. 
Aber es ist eben fucking egoistisch sich in einen Kack Flieger zu setzen und mit 300 Leuten so zu tun, als ob es Corona nicht gäbe! Dieses unstrukturierte, konzeptlose Hin und Her an allen Fronten macht mich mürbe. 
Ich habe so keinen Bock mehr auf diese Politik! 
Zivilisierte Länder wie NZ und AUS haben gezeigt wie man mit einer konsequenten Strategie hin zu #ZeroCovid hätte kommen können. Aber hier muss jeder Landespapst sein eigenes Wahlkampf-Süppchen kochen. 
Coronademos hätte ich als erstes gestrichten, dann die Büros und so weiter. Konsequent statt nur Gelaber und Plexiglas überall. @ArminLaschet und Co. strengen sich an, ja, aber ich glaube die kommen einfach intellektuell nicht mehr mit. Ich kann dem das nicht mal übel nehmen, der ist Jurist. Mit einer Rechtsanwaltsgehilfin (Gebauer) und einem Maschinenschlosser (Laumann) wird dann ein Kabinett daraus. Die sind intellektuell überfordert. 
Epdiemiologie, die Wissenschaft von der Entstehung, Verbreitung, Bekämpfung und den sozialen Folgen von Epidemien – das übersteigt bei weitem alles was dieses Kabinett kognitiv zu leisten imstande ist. Weil sie es aus der Politik gewohnt sind hören sie sich verschiedene Meinungen an. Und da zählt eine Meinung von @BrinkmannLab eben genauso viel oder wenig wie die Meinung des Sportredakteurs der eben meint, Samstag Bundesliga ist für die Auflage wichtig. Ich werde auch in der dritten Welle dabei sein. Ich werde mein Team motivieren, wir werden unser Bestes geben, aber es wird anders als im März/April.
Alles was jetzt kommt ist mit Ansage, es gab Warnungen, Hochrechnungen, ihr (@ArminLaschet@jensspahn) habt sie ignoriert. Alle Zahlen die wir gerade sehen wurden exakt so von großartigen KollegInnen wie @BrinkmannLab und @Karl_Lauterbach und @risklayer vorhergesagt. 
15 Minuten Excel reichen um das zu verstehen, ihr wolltet (!) es nicht hören. Danke fürs durchlesen. 
Danke fürs zuhören. 
Danke auch an alle, die uns immer wieder motivieren, obwohl sie selbst genervt sind. 
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in der Mehrheit sind. Das macht Mut! Trotzdem brauchen wir Veränderung. 
Wir brauchen wirklich gute Leute in der Politik. Nicht nur Leute, die als Schülersprecher irgendwie im Stadtrat gelandet sind und sich vor allem selbst gut finden und zum eigenen Vorteil und für ihre Freunde Deals aushandeln. Wir brauchen einen mutigen Plan für die Zukunft und gute Leute wie @janoschdahmen die das auch umsetzen können und sich nicht im Filz verfangen. 
Digitalisierung, Gesundheit, Bildung, Klima. Dafür brauchen wir einen Plan.
Aber jetzt muss ich schlafen. 
Die neue Woche wird anstregend. 

Studie: springermedizin.de/covid-19/infek…

Quelle: tagesschau.de/inland/coronav…

ftp.zew.de/pub/zew-docs/d…

Es tut mir leid… NICHT. Ein Rant.

ICH WARTE SEIT DRÖLF STUNDEN !11!1!
„Das kann ich verstehen, es tut mir sehr leid…“

ICH WARTE SEIT DRÖLF STUNDEN !11!1!
„Wir hatten einen Notfall dazwischen, es tut mir sehr leid, dass sie warten mussten, aber…“ 

ICH WARTE SEIT DRÖLF STUNDEN !11!1!
Ich bitte um ihr Verständnis, wir sind aktuell nur zu zweit für 12 Plätze in der Notaufnahme, es tut mir leid, aber…“

Freunde der Gesundheitszunft – hört auf Euch für Dinge zu entschuldigen, für die ihr nichts, aber auch gar nichts könnt! 

Es ist nicht unsere Schuld, dass zu wenig Mitarbeiter eingestellt sind um die unzähligen Patientinnen und Patienten zu behandeln. Es ist nicht unsere Schuld, dass die wenigen verbliebenen Mitarbeiter unter der Last der Arbeit mit Rückenschmerzen und Burnout ausfallen.

Es ist auch nicht unsere Schuld, dass die öffentliche Hand die Verteilung von Notfällen und solchen die überhaupt keine sind nicht hinbekommt. Die halbherzigen Versuche über die 116117 oder den kassenärztliche Notdienst die Notaufnahmen zu entlasten scheitern an so vielen Seiten – das ist nicht unsere Schuld!
Die ewigen und immergleichen Entschuldigungen helfen niemanden und schaden uns selbst ganz direkt.
Unsere Entschuldigungen folgen einer ganz simplen Logik, wir möchten deeskalieren. Wir wollen keinen Stress am Arbeitsplatz, wir möchten ein-einziges-mal einen ruhigen Dienst erleben und wenn der um 14 Uhr beginnt ist der Traum meist um 14:20 Uhr zum ersten mal geplatzt. Wir versuchen es aber weiter, wollen aufgebrachte Patienten besänftigen, randalierende Betrunkene sollen unsere ZNA nicht kaputt machen. Außerdem möchten wir, dass die Patienten sagen – hier wurde mir gut geholfen, die haben klasse Arbeit gemacht. Wir wollen stolz auf unsere Arbeit sein und wir möchten nicht, dass Patienten schlecht gelaunt sind.
Wenn wir mit immer weniger Personal auch noch die x-te Schicht übernehmen, Überstunden machen, uns die Hacken abrennen und auf Pausen verzichten – alles nur um den lieben Patientinnen und Patienten bestmöglich zu helfen, dann führt das nur zu einer einzigen Konsequenz:
„Da oben“ wird man denken – na geht doch!
Und zack, gleich nochmal die Personalpläne für 2020 etwas zurecht gestutzt. Ging ja irgendwie auch so.

Wir bringen Kaffee, reichen Wasser, Getränkegutscheine für die Cafeteria, es tut uns sehr leid, bitte haben sie Verständnis.

Und genau das ist im Sinne der Geschäftsführung, die mit immer weniger Geld versuchen müssen den Laden auf Teufel komm raus am Laufen zu halten. Die aufgrund knapper Gelder und des negativen Jahresabschluss vom Vorjahr vor allem Personal streichen um Geld zu sparen. Mit nichts lässt sich besser Geld sparen als durch Stellenstreichung.
Das geht ganz heimlich, still und leise über sogenannte sozialverträgliche Maßnahmen. Mitarbeiter geht in Rente – Stelle wird nicht nachbesetzt. Mitarbeiterin wird schwanger? Einfach keine Vertretung einstellen und das Geld für das Berufsverbot von der Versicherung einstreichen. Lohnt sich doppelt, müssen die übrig gebliebenen KollegInnen sich die Dienste eben aufteilen.
Umso schöner wenn genau die Leute die unter der Last der Arbeit zusammenbrechen sich auch noch für die Verhältnisse entschuldigen. Wisst ihr wieviel davon in der Teppichabteilung ankommt?
Nichts. Gar nichts.
In jedem Krankenhaus in dem ich bis jetzt gearbeitet habe war die Verwaltung, die Pflegedirektion, Personalabteilung und die Geschäftsführung in einem separaten Gebäude untergebracht. Meist recht idyllisch am Klinikpark gelegen, mit bodentiefen Glasfenstern. Oder ganz oben auf dem Dach, hinter verspiegelten Panoramafenstern und dem weiten Blick übers Ländle.
Schimpfende Angehörige die sich über stundenlange Wartezeiten beschweren? Hört man nichts davon.
Die lassen ihre Wut an denen aus die schon wieder keine Mittagspause hatten, die ständig das Gefühl haben keinem gerecht zu werden. Die den Patienten notdürftig entkleidet (müssen die dann im OP machen…) mit Prothese (keine Zahnboxen mehr da!) und ohne Prämedikation (vergessen!) in die Schleuse schieben. Immer mit einem grummeln im Bauch weil man schlechte Arbeit abgeliefert hat, eigentlich weiß wie es besser ginge und es gerne auch besser machen würde aber keine Zeit, keine Zeit.
Wir entschuldigen uns bei den KollegInnen, bei den Patienten, bei den Angehörigen.
Die Personalabteilung freut sich über 10% weniger Pflegekräfte in diesem Jahr und trotzdem haben wir es „geschafft“.
Und die Geschäftsführung freut sich über geringere Personalkosten und dass am Jahresende doch noch die schwarze Null geschafft wurde.
Die QM-Abteilung redet uns ein, dass das alles ohne Qualitätseinbußen geht, die CIRS-Briefkästen haben sie aber trotzdem mal lieber abgehängt. Machen ja auch nur Arbeit diese Zettel.

Genau dieses ewige Beschwichtigen, Wagenglätten und Glattbügeln ist im Sinne der demokratisch gewählten Entscheider in den Landtagen und im Bundestag die über Gelder verfügen mit denen man in dringend benötigte Baumaßnahmen in Krankenhäuser investieren könnte.

Genau das ist es was den Krankenkassen gefällt. Die sitzen schön weit weg von der proppevollen Notaufnahme in ihren Bürotürmen und rechnen sich die Zahlen schick. Tackern, lochen, abheften – hauptsache ein fettes schwarzes Plus am Ende des Jahres.

Warum entschuldigen wir uns also ständig für alles?
Weil wir dazu erzogen wurden zu helfen.
Weil wir immer alles glatt bügeln wollen. Deeskalieren, beschwichtigen und im wahrsten Sinne des Wortes alles wieder gut machen. Die Wunde, die Schmerzen, die Aufregung, den Ärger.
Wir sind die, die alles wieder gut machen.
Das ist unser Job, dafür wurden wir ausgebildet.

Ich möchte mich nicht dafür entschuldigen, dass ein Patient am Vormittag im Lungenödem entlassen wird und ich ihn als Notarzt Nachmittags wieder mit in die Klinik mitnehmen muss. Meine Klinik.
Die Klinik auf die ich mal stolz war, die mittlerweile wie fast alle Krankenhäuser einen schlechten Ruf hat und über die es heißt „die Schwestern und Pfleger sind unfreundlich und unfähig und die Ärzte kommen nie vorbei“.
Wir schreiben Leute auf den Dienstplan die überhaupt nicht geeignet sind für Bereitschaftsdienste. Ich weise darauf hin, werde korrigiert und die Leitung sagt mir, dass es denen egal ist, Hauptsache da steht irgendein Name.

Ich entschuldige mich nicht mehr.
Ich empfehle den Patienten zum Beschwerdemanagement zu gehen. Ein Termin bei der Geschäftsführung, bei der Pflegedirektion, bei  ihrem Landtagsabgeordneten oder Bundestagsabgeordneten.
Richten Sie ihre Beschwerde an diejenigen die es nicht hören wollen.
Diejenigen die es immer noch nicht verstanden haben wie lichterloh der Baum brennt.
Wir haben es oft genug gesagt, haben ausgeholfen, sind für Dienste eingesprungen, haben Überstunden gemacht.
Ich kann es nicht mehr hören.

Hals dick.

Stellt Euch folgendes vor.
Ihr arbeitet in einem Versicherungskonzern, sagen wir mal der Capitol. Ihr habt einen kleinen Schreibtisch und arbeitet an einer mehr oder weniger komplizierten Statistik. Ihr habt Euch auf Euren zwei Metern arbeitskonform eingerichtet, der Locher steht links, so wie immer.
Zur Pause geht ihr für 14 Minuten runter in die Cafete und trinkt nen Kaffee. Ein kurzer Schwatz mit dem Kollegen, danke gut, ich muss dann mal weiter machen. Ihr kommt zurück an Euren Arbeitsplatz und
– es ist alles verstellt!
Die Exceltabelle ist geschlossen, der Locher steht in Wackelpudding eingegossen rechts (auf dem Kaktus), der Stuhl – das IST überhaupt nicht mein Stuhl! Und überhaupt, warum steht der Schreibtisch jetzt an der Trennwand, der war doch gerade noch am Fenster?!?
Aha! Die Kollegin war da, ja vielen Dank auch. Einen schönen Tag noch.

So in etwas heute erlebt. Es war meine Pausenablösung. Ich habe eine Hemikolektomie betäubt, die Narkose lief seit 80 Minuten reibungslos, PDK und so. Als ich wiederkam war alles (!) verstellt. Beatmungsparameter, Perfusoren, Schlauchlagerung, Ulmer Rad abgebaut („da bleibt man eh nur dran hängen“), Monitoreinstellung („im Nachtmodus kann man das viel besser erkennen“).
Ich möchte behaupten, dass das was ich tue Sinn und Verstand hat. Mein Arbeitsplatz hat System. Das Monitoring steht so, dass ich es immer im Blick habe, auch wenn ich Medis aufziehe. Die Schläuche sind nach Priorität geordnet (Beatmung immer ganz oben…), die Perfusoren laufen so, dass 1. kein Schmerz, 2. nicht wach und 3. guter Blutdruck garantiert ist. Und nicht umgekehrt.
Wie kann man sich in einer 14-minütigen Pause erdreisten, da alles umzustellen? OK, wenn es der Chef wäre. Oder die Oberärztin. Aber das war eine Assistenzärztin im 4. Jahr. Und sie hat das nicht gemacht, weil sie nur so Narkose machen kann, sondern einfach weil sie der Meinung war, dass es „so besser“ sei. Ich würde mich niemals nie erdreisten in einer Pausenablösung an der Narkose eines Kollegen oder einer Kollegin rumzuschrauben. Es sei denn der Blutdruck ist bei 60. Oder so.
Die Narkose war aber absolut stabil. Ich hätte eine halbe Stunde in die Kantine gehen können ohne das irgendjemand bei der Patientin gesessen hätte und es wäre alles noch genauso gewesen. Aber nein, Mademoiselle stellt da erstmal den Sender neu ein.

Wo ich weg komme pflegt man in solch angespannten Situationen voll wertschätzender Sorge um den geistigen Zustand des Gegenübers zu fragen: SAMMA – HACKT’S????