Helm tragen.

Helm tragen.
Aktuell entbrennt eine heiße Diskussion über das für und wieder des Helm-tragens beim Fahrradfahren. Ich würde dies übrigens auch ums Inline-Skaten, Roller fahren etc. erweitern.
Der Kinderdoc hat dazu seine sehr kompakte, von mir voll unterstützte Meinung niedergeschrieben. Hier meine Ergänzung:

Heute im Schockraum.
Mädchen, 9 Jahre als Fahrradfahrerin vom Auto in der Fußgängerzone erfasst, max. 30 km/h gegen PKW. Vor Ort bereits Pupillendifferenz, Intubation, schnelle Rettung. Innerklinisch nach CCT Diagnose eines massiven Schädel-Hirn-Traumas mit Subarachnoidalblutung, nebenbefundlich dislozierte Oberschenkelfraktur und einige Bagatellverletzungen.
„Hirn-OP“ mit Ausräumung des Blutergusses, später Oberschenkelosteosynthese, insgesamt ungewisser Ausgang.
Wir konnten nicht glauben, dass der PKW nur 30km/h gefahren sein soll, aber der Unfallhergang war komplett plausibel und leider war die kleine Lady ohne Helm unterwegs.

Ich trage einen Helm. Weil es vielleicht die Frisur ruiniert, mich aber sicher davor bewahrt durch blöde Umstände sabbernd in einem Pflegebett vor mich hin zu vegetieren. Und meine Familie freut sich weil ich nicht mehr nur rechts an die Decke gucke sondern jetzt schon den Kopf selber wenden kann.

Es geht übrigens nicht um die eigene Geschwindigkeit!
Wir hatten vor zwei Jahren mal einen der ist an der Ampel umgefallen, weil er aus den Klickpedalen seines Fahrrads (Rennrad!) nicht rausgekommen ist und eben aus ca. 2m Höhe mit dem Kopf auf dem Asphalt aufgeschlagen ist. Am nächsten Tag hat er gelallt, hatte rasende Kopfschmerzen und den Rest könnt ihr Euch denken.
Oder die Familienmama die auf ihren Inlinern stehend (!) nach hinten umgekippt und auf ihren Kopf geknallt ist. Isoliertes Schädel-Hirn-Trauma mit Massenblutung, Uniklinik mit Not-OP, Schädelknochen auf, drei Tage des bangen Wartens und letztlich doch als Organspenderin geendet. Aus dem Stand!

Helm tragen. Immer.
Außer auf dem Spielplatz.

35 Gedanken zu “Helm tragen.

  1. „… drei Tage des bangen Wartens und letztlich doch als Organspenderin geendet. Aus dem Stand!“

    Ähm ja, das macht mal wieder deutlich, wie vergänglich Leben ist.

    Neulich war ich mal ohne Helm unterwegs, hatte ihn bei einem Zwischenstop vergessen. Mit so einem mulmigen Gefühl bin ich lange nicht mehr Rad gefahren. Hätte ich nicht geglaubt, hätte man mir so etwas erzählt.

  2. Ich muss ja gestehen das ich persöhnlich ein echter Helmmuffel bin. Meine Kids tragen brav einen Fahrradhelm….
    Mein Großer hat mir dann einen Vortrag gehalten als das Thema Helmpflicht ja oder nein im Radio kam. Recht hat er ja das es einfach sicherer ist auch für mich.
    Er sollte eh einen neuen Helm bekommen da der Alte nicht wirklich sommertauglich ist. So hat er mich davon überzeugt auch meinem Mann und mir auch einen zu bestellen.
    Und wenn ich einen habe werd ich ihn auch benutzen.

  3. Na ja ob da ein Helm was geholfen hätte ist doch fraglich. Wenn das Mädchen als Fußgängerin mit 30 Km/h gerammt worden wäre, wäre es sicherlich auch so wenn nicht direkt schlimmer aus gegangen. Der menschliche Körper ist für Geschwindigkeiten über Laufgeschwindigkeit (rennen) einfach nicht ausgelegt. Du hast sicherlich auch dutzende Geschichten mit Fußgängern die mit 30 von Autos gerammt wurden und nicht oder nur sehr schwer verletzt überlebt haben, da fordert aber keiner eine Helmpflicht. Auto gegen Mensch kann auch bei weniger als 30 schon schlimm ausgehen, kommt immer darauf an wo der Aufprall auf dem Auto stattfindet, sobald dieser auf der Motorhaube oder der Scheibe oder einem der Frontholme (A und B Säule) passiert ist es meistens schlimm für den Menschen, Hinzu kommen ja dann immer noch die Knochenbrüche von der Stoßstange.

  4. Prominentes anekdotisches Gegenbeispiel ist momentan Herr Schumacher. Nur 30 km/h und er hat bekanntlich einen Skihelm (ähnliche Norm) getragen. 30 km/h sind halt schon verdammt viel Geschwindigkeit.

    Ich hab auch schon beim Kinderdok die Physik liegenlassen: http://myhome.iolfree.ie/~hardshell/physik.html. Die Studienlage pro- und contra ist (im Gegensatz zu Impfungen, Schutzgurten und Hartschalenhelmen) herrlich uneindeutig und kann auf den deutschen und englischen Wikiseiten zu Gemüte geführt werden.

    Anekdoten und Angst sind selten ein gutes Entscheidungskriterium, oder?

    1. Ja, aber Du verwechselst da was.
      MS ist laut Zeugenaussagen mit dem Mittelgesicht auf den Stein geknallt. Äpfel mit Birnen und so.
      Die Diskussion ähnelt der Anschnallpflicht in den 50er Jahren. Da wurde dann auch immer wieder die Story vom brennenden Auto rausgekramt und dass man da ja ohne Gurt schneller rauskommt.
      Das gleiche gilt für Rückenprotektoren beim Skifahren. Nein es wird nicht sicherer wenn ich einen Protektor anziehe und dafür dann doppeltes Risiko fahre. Und ja, auch mit einem Rückenprotektor kann ich mir den Rücken zerdeppern.
      Trotzdem gilt beim Un-Fall des Falles für mich (!) nach wie vor: Helm an ist besser als Helm ab. Ohne wenn und aber.

      1. Lieber Narkosearzt, hier ist es eben nicht so eindeutig wie mit Studien d´zu Gurten und anderen Sachen. Es gibt viele Studien die sagen ein Helm kann mehr helfen, es gibt aber auch genau so viele Studien die sagen, dass ein Helm gar nichts bringt. Hier geht es ja nicht um Vollschutzhelme wie beim Motorrad. Die bringen wirklich was und gegen die würde ich auch nie was sagen, denn da hab ich schon oft gesehen das die wirklich Leben retten. Beim Fahrradhelm bin ich mir da einfach nicht so sicher. Schon alleine von der Physik her ist es schwierig zu beweisen, dass das bisschen Styropor was bringt.
        P.S.: Könnte ja mal ein Mediziner für seine Doktorarbeit untersuchen:D

        1. Reithelme sind Fahrradhelmen ja sehr ähnlich. Und zumindet da war ich vergangenes Jahr sehr dankbar, dass ich „das bißchen Styropor“ um meinen Schädel hatte – der Helm (und noch einiges mehr) war nach dem Sturz kaputt, das Hirn ordentlich durchgeschüttelt, aber der Schädel heile, also so wie man sich das wünscht…Sollte das statistisch und nach Studienlage eigentlich nicht so sein bin ich froh, daß sich mein Helm nicht für Studien und Statistiken interessiert hat…

          1. Judi, Danke! Du bringst das sehr schön auf den Punkt.
            Studien und Statistiken helfen sowieso nur demnjenigen der sie erstellt. Einen rationalen Grund gegen einen Helm habe ich noch nie gehört.
            Aber egal, ich habe es aufgegeben irgendwelche Menschen zu missionieren. Das gleiche gilt fürs Rauchen („Aber der Helmut Schmidt…“), fehlende Bewegung („Der Winston Churchill ist aber auch…“), Parawissenschaften wie Homöopathie, Therapeutic Touch & Co („Das hat dem Jeremy-Jason aber ganz toll geholfen…“) und andere Gesundheitsthemen. Ich sag: lass sie. 🙂

        2. Grüß Dich Alex,
          ich finde es gut, dass Du bei der hitzigen Diskussion einen ruhigen Ton behältst. Das fällt mir nicht immer so leicht.
          Ich finde es gibt da einfach nichts zu diskutieren. Es gibt sehr wenige Schadensmuster in denen Dir ein Helm nicht hilft (Frontalzusammenstoss auf kleine Fläche mit Mittelgesichtsbeteiligung) die – zugegeben – auch noch sehr selten sind.
          Und es gibt sehr viele Schadensmuster in denen der Helm genau über das „bisschen Styropor“ Deinen Kopf schützt und vor schlimmen und unter Umständen tödlichen Folgen beschützt.
          Hier noch ein paar hochrelevante Fachbeiträge für Fachpublikum 😉

          1. Woher kennst du meinen Namen?
            Okay egal.
            Da du eine Geschichte erzählt hast werde ich auch mal eine erzählen, die ich auch schon beim Kinderdoc erzählt habe und da ich zu faul bin jetzt so viel zu tippen mach ich einfach mal einen auf Herrn Gutenberg:D
            Ich war irgendwas zwischen 12 und 14 und bin mit dem Fahrrad aus dem Stadtbad nach Hause gefahren, meine Mutter hat immer darauf bestanden das ich einen Helm trage. An dem Tag baute ich beim Umsetzen des Rades von der Straße auf den Fußweg einen Unfall. Ich erinnere mich noch das ich mich zu erst mit den Händen abgestützt habe und dann über den Kopf abgerollt bin. Meine Handgelenke taten weh wie umme ( war aber nichts passiert paar Minuten später ging alles wieder), Der Fahrradhelm der maximal ein Drittel der Aufprallenergie abbekommen hat war dennoch total Kaputt. An meinen Händen, die wie gesagt die Hauptwucht ab bekamen, waren nicht mal Abschürfungen zu sehen, nur Spuren von Steinen die irgendwo auf dem Fußweg gelegen haben müssen.
            So da aber Einzelfälle in der Wissenschaft nichts aussagen mal noch ein paar Studien die sich alle widersprechen:
            Aus Neuseeland, einem Land mit Helmpflicht: 4/5 Studien die ich gefunden habe sagen da, dass der Helm nichts bringt und sich die Kopfverletzungen bei Radfahrern genau im Trend der Kopfverletzungen bei Unfällen allgemein entwickeln. Zwei Studien haben gesagt, dass Vekehrsrücksichtnahme Kampagnen (hoffentlich hab ich das aus dem englischen ad hoc einigermaßen verständlich ins deutsche gebracht) mehr bringen als die Helmpflicht.
            Schweden: Alle Studien dort zeigen das der Helm nichts bringt und die Helmpflicht in dem Land zu einer Abnahme der Radfahrer geführt hat.
            Niederlande: Hier gibt es keine Helmpflicht dafür aber sehr viel gegenseitige Rücksichtnahme und viele Studien. Diese besagen zum größten Teil, dass sich Autofahrer die einen Radler mit Helm sehen, weniger acht geben. Also frei nach dem Motto handeln, dem kann nichts passieren der trägt Helm und es dadurch zu mehr Unfällen kommt.
            Alles in allem kranken aber alle Studien zu dem Thema an verschiedenen Dingen. 1. Sind die Daten eher fraglich bzw. die Kontrollgruppen zu klein oder nicht vorhanden. 2. Sind viele Studien auf die ein oder andere Weise durch die Sichtweisen der Forscher beeinflusst. und 3. Ist bei allen Studien nicht in Betracht gezogen worden, dass nicht alle Fahrradunfälle gemeldet werden, da es nicht immer zu einer Beteiligung von Rettungsmitteln kommt, zu mal wenn es sich um geringere Schadensfälle handelt. Außerdem sind bei einigen Studien auch die statistischen Berechnungen die gemacht worden sind eher an zu zweifeln denn die Zahlen sahen einfach nicht richtig aus. (Schwer zu beschreiben, aber mein Statistik Professor hat mir bei gebracht das manche Methoden einfach nie zu wirklich guten sprich stichhaltigen Ergebnissen führen können, das traf bei ganz wenigen Studien zu.)
            Ich hab mir außer den Studien auch mal die Prüfweisen des TÜV´s angesehen und die halte ich auch eher für fragwürdig, denn es werden nur zwei Sachen getestet: 1. Der Helm fällt, mit Prüfkopf (was es alles gibt:D), direkt im 90° Winkel auf eine Stahloberfläche und 2. der Helm fällt auf eine Stahloberfläche im vorgegebenen Winkel von 20°, dabei soll der Rutschwiderstand getestet werden. Stahl ist aber eher selten auf der Straße zu finden.

          2. Ach Mist noch was vergessen:
            P.S.: Ich fahr nicht mit dem Rad zu Uni, hier werden die Räder einfach zu oft geklaut:D Da laufe ich dann lieber, meine Schuhe hat mir noch keiner geklaut:D

          3. @ A.F.: Kann es sein, dass Du die Arme, während sie die Aufprallenergie absorbierten, nicht starr gehalten hast, sondern dass sie gefedert haben? Das kann der Kopf nicht. Wenn er aufschlägt, hat der Null Knautschzone. Ich kann nicht beurteilen, wieviel Energie beim Aufprall wo absorbiert wurde, aber wenn es zum Plattmachen des Helms gereicht hat, dürfte das ganz ordentlich gewesen sein. Wie hätte Dein Kopf ohne den Helm ausgesehen? Bestimmt nicht so gut.

            Ich kann Deine Schlussfolgerung aus dem Vorfall schon nachvollziehen, teile sie aber nicht.

          4. @AF: Ich glaube, das ist der springende Punkt an Deinen Ausführungen :“3. Ist bei allen Studien nicht in Betracht gezogen worden, dass nicht alle Fahrradunfälle gemeldet werden, da es nicht immer zu einer Beteiligung von Rettungsmitteln kommt, zu mal wenn es sich um geringere Schadensfälle handelt.“ => Schädel- /Hirnverletzungen – egal ob ohne Helm, trotz Helm oder wegen Helm – landen i.d.Regel in der Notaufnahme oder zumindest beim Arzt und damit in der Statistik der Krankenhäuser / Krankenkassen. Kaputte Helme, deren Träger nach dem Unfall wieder aufs Rad steigen und sich nen neuen Helm kaufen fahren werden aber nirgendwo erfasst…
            Zu Deiner Geschichte von Deinem eigenen Unfall – auch wenn die Hände als erstes auf dem Boden waren heißt das nicht zwangsläufig daß sie die meiste Wucht des Aufpralls abbekommen haben. Arme / Hände haben Gelenke, die Druckenergie abfedern, da kann der Schädel nicht mit dienen. Meine Deutung Deiner Geschichte wäre => wenn der Helm hinterher kaputt war, Dein Kopf aber nicht hat der Helm seinen Job gut gemacht.
            Du kannst ja mal „zu Studienzwecken“ versuchen das Beschädigungsmuster das dieser Helm damals aufwies an einem anderen Helm herzustellen. Ich vermute, Du wirst festsstellen, daß Du dazu ziemlich viel Gewalt anwenden musst…

            Nicht falsch verstehen, meinetwegen kann jeder ohne Helm fahren, ich bin auch gegen eine Helmpflicht.
            Nur – das so hinzustellen als wenn es ohne Helm sicherere wäre als nicht, das finde ich etwas fragwürdig

          5. @Judi & gnadrig: Der Unfall ist mittlerweile mehr als 10 Jahre her und ich hab keine Ahnung wie genau der Helm danach aussah, außer das er einen Riss hatte. Außerdem weiß ich noch das ich erst über meine Arme und Schultern abgerollt bin bevor ich mit dem Kopf aufgeschlagen bin und das ich in den Schultern und Armen Schmerzen hatte und erst dachte da wäre irgendwas gebrochen oder zumindest geprellt, was aber nicht der Fall war. Ich hatte am nächsten Tag nicht mal blaue Flecken und das will schon was heißen, denn ich bekomme die relativ leicht. Ich hab auch nie behauptet das Helme nie was bringen, ich ziehe nur in Zweifel das sie bei den meisten Unfällen viel oder irgendwas bringen. Ich denke immer noch das mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr das meiste bringt. Das beweisen auch viele Studien wirklich eindeutig. Auch weiß ich das der Kopf nichts abfedern kann, denn das macht im Zweifelsfall nur die HWS und die kann empfindlicher sein als man denkt, das gilt aber auch für die Handgelenke.
            Die Studien zu Helmen beweisen gar nichts, weder das er was bringt noch das er nichts bringt, davon aber, wie ihr beiden, ab zu leiten das die unverletzten Radler automatisch einen Helm getragen haben müssen ist genau so falsch, wie die Annahme vieler dieser Studien. Ich kann auch ohne Helm unverletzt oder mit sehr leichten Verletzungen aus einem Unfall raus kommen. Ich kann genauso einen Helm tragen und sterben, dabei kommt es aber immer auf die auftretenden Kräfte, die Aufprallwinkel, die Reaktionsfähigkeit der Beteiligten und vieles andere an.

  5. Hat dies auf time4chocolate rebloggt und kommentierte:
    Ich fahre momentan noch ohne Helm aber das wird sich ändern. Hatte schon öfter überlegt aber jetzt zählt es! Bin schließlich für zwei Jungs verantwortlich und möchte sie aufwachsen sehen.

  6. Kannst du den Link zum kinderdoc reparieren? Da fehlt ein beginnendes http:// , weshalb mein Browser denkt, es wäre eine Unterseite deines Blogs…

  7. Meine Kinder sind es vom ersten Mitfahren an gewohnt, einen Fahrradhelm zu tragen. Ich selbst trage seit der Schwangerschaft einen und der Vater der Kinder seit dem Tag nach der ersten Fahrradtour. Ich hab ihm sehr deutlich gemacht, dass wir nicht mit ihm zusammen fahren werden, wenn er keinen Helm trägt, denn ihren Vater aus dem Kopf blutend auf der Straße liegen zu sehen, werde ich ihnen nicht zumuten. Meine Kinder tragen ihren Helm auch dann, wenn alle anderen keinen Helm tragen. Inlineskaten gehen sie nur, wenn sie die komplette Schutzausrüstung tragen, dafür muss ich nicht mal anwesend sein, sie wollen von sich aus auf kein Teil davon verzichten.

    1. Meine Kids tragen beim Inlineskaten auch komplette Schutzausrüstung und das freiwillig und gern. Die Nachbarskinder überhaupt nichts! Argument der Eltern:
      Die Schützer gehen doch auf Dauer immer kaputt und sind uns zu teuer die immer wieder neu zu kaufen…
      Da fällt einem wenig zu ein …

  8. Sagen wir es knapp und direkt: ich bin bis zum Abi jeden Tag zur Schule geradelt – wie eine gesengte Sau. Lebensverneinende Fahrweise.

    Aber wirklich gefährlich waren in all den Jahren nur zwei Situationen: einmal konnte ich noch rechtzeitig ausweichen, das andere mal wurde ich im Stand (!) von einem Abbieger so schnell umgepflügt daß ich nichtmal von den Pedalen kam. Der Kopf schlug ungebremst auf dem Gehsteig auf. Der Helm war danach auf der Seite vier Zentimeter dünner.

    Daher: keine Frage. Für mich immer Helm.

    (Und dennoch lehne ich eine allg. Helmpflicht ab.)

  9. Letztes Jahr im Schockraum: Weiblich, 27, Fahrradfahrerin, kein Helm, Sturz weil ein nicht angeleinter Hund ins Vorderrad gelaufen ist. Konsequenz: SHT, epidurales Hämatom. Am Notfallort GCS 9, im Schockraum GCS 14, im CT GCS 9. NotOP. Epikrise: Entlassung nach 7 Tagen. Sie wird in Zukunft immer einen Helm tragen. Auch wenn es gut ausgegangen ist. In Zukunft wird sie immer einen Helm tragen. Immer.
    Jetzt frag ich mich nur: warum die ganze Diskussion über Fahhradhelme? Schlimmer wären ihre Verletzungen nicht gewesen wenn sie einen Helm getragen hätte, oder?
    Das Leben ist voller Gefahren. Diese Gefahren sind für uns oft abstrakt („das passiert mir doch nicht“). Aber wer sowas hinter sich hat lebt im Bewusstsein dass das Leben endlich ist.

  10. Vor ein paar Jahren in der Notaufnahme eines kleinen Peripherkrankenhauses: ~25 Jahre alter Patient, nachts aus dem Stand deutlich alkoholisiert auf den Hinterkopf gefallen, nach Ausraster in der Notaufnahme nach Hause gegangen, am nächsten Morgen von freundlichen Herren in (damals grün) über die vergangene Nacht informiert worden und kleinlaut in der Notaufnahme aufgetaucht.
    Resultat: RTW Transport in die Uniklinik da der Schädelknochen gebrochen war (beeindruckendes Bild im Röntgen, man sah ein umgekehrtes V als Bruchstelle) und in weiterer Bildgebung eine kleine Blutung zu sehen war.

    2 Meter ungebremste Falltiefe und unerwartete Konsequenzen.

  11. Okay, und warum nicht auf dem Spielplatz? Wenn Helm besser ist als kein Helm, warum trägt man ihn dann nur beim Fahrrad- oder Inlinerfahren, nicht aber als Fußgänger? Umgefahren werden kann man da auch. Und von der drei Meter hohen Rutsche auf die Granitsteine fallen ist sicher auch nicht gesünder als mit dem Fahhrad umkippen.
    Wir können uns und unsere Kinder nie so komplett schützen wie wir das gerne hätten. Aber ich frage mich, warum man so ein Bohei um die Fahrradhelme macht, während kein Mensch auf die Idee käme sich den ganzen Tag in Schutzkleidung zu packen. Wieviele Fußgänger mit SHT hätte man retten können wenn sie einen Helm getragen hätten, und warum schreibst du darüber keinen Artikel?
    Ich will niemanden davon abhalten Fahrradhelme zu tragen, der das Bedürfnis nach mehr Sicherheit hat. Aber die Argumentation „was hätte in diesen und jenem Einzelfall passieren können“ überzeugt mich nicht. Wenn die Frau sich nicht auf Inliner gestellt hätte wäre sie auch noch am Leben. Soll man die Dinger deshalb verbieten?

    1. Hallo Eva! Danke für Deinen Beitrag!
      Auf dem Spielplatz sind Helme verboten, weil Kinder beim Klettern mit dem Kinngurt des Helms hängenbleiben und sich erdrosseln können. So auch leider mehrmals vorgekommen.
      Ich gebe Dir Recht, man kann weder seine Kinder noch sonst irgendjemanden zu 100% vor Unfällen schützen. Es geht um eine rationale Auseinandersetzung von Inzidenz (Häufigkeit), Schadensrelevanz und dem entstehenden Aufwand wenn man diese Schadensereignisse vermeiden möchte.
      Ein Fahrradunfall ist sehr häufig, der entstehende Schaden ohne Helm unter Umständen existenzbedrohend und mit wenig Aufwand vermeidbar.
      Wie Du gemerkt hast, geht es mir nicht darum irgendjemanden zu missionieren, es sind – wie immer in diesem Blog – meine Gedanken zu einem offensichtlich sehr brisanten Thema. Ich trage einen Helm und finde das gut so. Nicht mehr und nicht weniger.
      PS: A propos Schutzkleidung… http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCftprotektor
      Interessant ist in diesem Zusammenhang die Argumentation des BSG (steht alles im Wikipedia-Artikel). Beschützte Grüße!

  12. Auch wenn’s nur auf einer Anekdote basiert – ich trage immer Helm und halte Nichthelmtragen für ziemlich kurzsichtig, um nicht zu sagen: dumm. Frisuren sind in dem Zusammenhang völlig egal.

    Natürlich hilft ein Fahrradhelm nicht gegen jede Gefahr auf der Straße. Aber bei Fahrradunfällen dürfte es recht häufig dazu kommen, dass Köpfe auf harte Oberflächen prallen. Je schneller man unterwegs ist, desto gravierender werden in der Regel die Folgen des Aufpralls sein. Und wann immer ein Kopf gegen etwas Hartes schlägt – Straße, Bürgersteig, Bordstein, Hauswand – nehmen die zwei, drei Zentimeter Styropor des Helms soviel Energie auf, dass man gute Chancen hat, mit Platzwunde oder Gehirnerschütterung statt Schädelbruch davonzukommen. Das ist ganz einfache Physik.

    Ich finde, da fällt die Kosten-Nutzen-Analyse ganz eindeutig zugunsten des Helmtragens aus. Das ist jedenfalls die Schlussfolgerung, die ich seit meinem Unfall für mich (und meine Kinder) ziehe.

    Und was die Kinder angeht: Gutes Beispiel ist wichtig – Kinder akzeptieren eine familieninterne Helmpflicht viel eher, wenn auch die Eltern auf dem Fahrrad Helm tragen. Es gibt ja auch keinen vernünftigen Grund, den Kindern das Helmtragen vorzuschreiben, wenn die Erwachsenen glauben, selbst ohne Helm sicher genug unterwegs zu sein.

    Eine Helmpflicht mag letztendlich kontraproduktiv sein, aber ich verstehe nicht (mehr), wie man nach nüchterner Betrachtung freiwillig ohne Helm aufs Fahrrad steigen oder Inliner fahren kann.

    1. Bei den Inlinern ist es zumindest ganz einfach: Die gleichen Verletzungen können dir auch beim joggen passieren, aber da trägt auch keiner Helm oder sonst was.
      Beim Fahrradhelm ist es da komplizierter, meine Geschichte mit dem Helm kannst du ja weiter oben lesen, nur weil es Einzelfälle gibt sollte man nicht auf die Allgemeinheit schließen und da die Studien zu dem Thema nicht eindeutig sind, befürworte ich zumindest keine Helmpflicht. Was jeder selbst machen will ist seine /ihre Angelegenheit.

      1. Auf Inlinern schlägt man aber sicher öfter lang hin als beim Joggen, vor allem als Anfänger. Wenn man nicht auf Rädern steht, rutschen einem kaum je die Füße so unterm Körper weg, dass man unvermittelt auf den Hinterkopf fällt wie die erwähnte Frau. Und auf Inlinern ist man meistens deutlich schneller unterwegs als beim Joggen, was auch wieder eher für mehr Schutzmaßnahmen spricht.

        Klar sind Einzelfälle problematisch, zu jedem Fall pro egal was gibt es einen Fall contra, auch wenn die Physik meiner Meinung nach ganz eindeutig für das Helmtragen spricht. Muss aber wirklich jeder selbst wissen.

        Wenn alle Leute vernünftig wären, also wie ich dächten ;), gäbe es gar keine Diskussion um eine Helmpflicht.

        1. Du hast dich gerade selbst disqualifiziert, in dem du Leute die keinen Helm tragen als unvernünftig hinstellst. Ich kenne hier Professoren der Physik und Mathematik die mir belegen könnten das der Helm ihnen bei einem Sturz null bringt und auch solche die beweisen könnten das er was bringt, beide Gruppen gehören zu den vernünftigsten Menschen die ich kenne. Bei Physik geht es nicht um Meinungen, sondern um Variablen. Man kann die Variablen nämlich immer so ausrichten das sie einem bei der eigenen These helfen. das heißt aber nicht das die Variablen in einem der Fälle unbedingt nicht richtig oder richtig sein müssen. Das könnte dir mein Mathe Professor wunderbar verdeutlichen, das würde hier aber zu weit führen. (Außerdem hab ich keine Lust 😀 )
          Nun nochmal zu den Inlinern: da kann ich nicht mit reden, bin nur als Kind mal kurz gefahren, aber ich hab beim Eislaufen festgestellt das es ziemlich ähnlich ist. Eislaufen hat mir aber mehr Spaß gemacht als Inlinern. Nun zur Vergleichbarkeit: man erreicht in etwa gleiche Geschwindigkeiten, man fällt auf jeden fällt auf sehr harte Oberflächen und bei beidem fällt es vor allem am Anfang schwer das Gleichgewicht zu halten. Nur beim Eislaufen hab ich auch noch nie jemanden gesehen der Helme trägt, außer wir haben Eishockey gespielt und glaub mir so ein Puck tut scheiße weh, wenn er dich trifft.

          1. Disqualifiziert? Nö. Inwiefern auch? Ich halte Nichthelmtragen auf dem Fahrrad für unvernünftig, und es gibt gute Gründe für diese Meinung. Dass andere das anders sehen, weiß und akzeptiere ich, und das hatte ich in meinen Kommentaren auch zumindest angedeutet.

            Ich will ja auch niemandem das Helmtragen vorschreiben – jeder muss selbst wissen, wieviel vermeidbares Risiko er eingehen will.

          2. Er hat sich nicht disqualiziert, sondern mit nüchterndem Verstand die Sache mit dem Helm betrachtet, hat die Physik herangezogen, weil das auch helfen kann, Dinge besser zu betrachten. Physik lässt sich auch nicht durch Reden verändern.
            Mit dem Verstand ist das so eine Sache. Auch, wenn man ganz viel davon hat, kann man völligen Unsinn damit anfangen.Man kann über Wahrscheinlichkeiten und andere Dinge sinnieren, zig Studien beginnen, die alle immer irgendwie einseitig sind, aber das ändert nichts an z.B. der Erdanziehungskraft und nichts an der wirklich ganz einfachen und logischen Tatsache, dass Polsterung vor Schaden bewahren kann.

          3. @Tekami: Doch hat er, nämlich in dem er Leuten mit einer anderen Meinung die Vernunft abspricht, stellt er sie eigentlich als dumm und nicht einsichtig hin. das hat in einer vernünftigen Diskussion nichts zu suchen.
            Nun zur Physik bei stürzen: Ich hab mir mal den Spaß gemacht und meinen Mathemathikprofessor gefragt, der sagte das der Helm rein rechnerisch beweisbar nichts bringt. Das es dabei aber auch immer auf Fallwinkel, Geschwindigkeit der/des Betroffenen, die Art der Oberfläche auf die gestürzt wird, wie viele Fahrzeuge beteiligt sind, Beschaffenheit der Oberfläche und noch einiges mehr ankommt. Die Berechnung von Unfällen ist nicht so einfach wie du denkst. Für einen Unfall zwischen Fahrrad und Auto sind zum Beispiel relativ komplexe Computermodelle notwendig um alle Faktoren berücksichtigen zu können. das ist nicht einfach Erdanziehungskraft mal Geschwindigkeit der Fahrzeuge durch irgendwas, wie du dir das vorzustellen scheinst. Bei Modellrechnungen zum Helm kann man sehen, dass er nur in ganz wenigen Situationen irgendwas bringt und das es dann auch nicht viel ist, wenn überhaupt etwas.Anders sieht es da bei Vollschutzhelmen, wie beim Motorrad aus. Die sind nämlich richtig gepolstert, haben eine Gewisse Festigkeit und sitzen generell stabiler auf dem Kopf als es ein Fahrradhelm je könnte.

  13. Ich bin gegen eine allgemeine Helmpflicht. Es sollte doch jeder selbst entscheiden dürfen, welchen Risiko man sich aussetzen möchte. Ich bin aber dafür, dass es mehr Radwege in Städte gibt. Hier in der Stadt muss man oft auf der Hauptverkehrsstraße fahren, wo es keinen Radweg gibt. Die Autofahrer fahren ganz dicht an dir vorbei und schneiden dir in der Kurve den Weg ab. Wenn man dann auf dem Bürgersteig fährt, wird man vom Ordnungsamt angehalten und darf Strafe bezahlen.

  14. Ich würde eine Helmpflicht nur eingeschränkt befürworten – nämlich für Kinder, da diese die eventuelle Tragweite der Entscheidung nicht überblicken können. Sicher, das Leben ist gefährlich und es gibt unzählige potentiell tödliche Situationen. Jedoch bedeutet dies meiner Meinung nach nicht, dass nicht versucht werden kann, Risiken zu minimieren. Auch wenn in 90% der Unfälle ein Helm nichts nützt – wenn ich zu den anderen 10% gehöre, bin ich froh, dass ich den Helm getragen habe.

    Als ich noch in der Grundschule war, hatte eine meiner Freundinnen einen Unfall. Nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem City-Roller (kennt ihr die Teile?); sie übersah einen Kieselstein und das Rad blockierte. Sie war zwar eine Zeit krankgeschrieben, aber hat keinerlei Spätfolgen. Und der zerbrochene Helm wurde „Ausstellungsstück“ im Klassenzimmer. Das hat mich damals beeindruckt, ich fahre seitdem nicht mehr ohne Helm.

    Was die Studien angeht: Wie soll man denn die Fälle analysieren? Ich meine, keiner weiß die genaue Geschwindigkeit des Radfahrers (oder des Unfallgegners), keiner weiß den genauen Aufprallwinkel, andere Einflüsse wie den Versuch sich abzurollen etc. Das macht eine genaue Auswertung schon recht schwierig. Und vor allem: keiner weiß, wie ein Unfall ausgegangen wäre, wenn der Betroffene (k)einen Helm getragen hätte. Auch mit Helm gibt es tödliche Unfälle, auch ohne Helm sind einige Stürze harmlos. Mir wäre das Risiko zu hoch, der Rest läuft für mich unter natürliche Selektion (sorry!).

    Und „blöde“ Unfälle können trotzdem passieren. Ich gehe mal von mir aus – ich habe mir zweimal etwas gebrochen (und zweimal damit die Ärzte der Notaufnahme sicherlich amüsiert). Einmal mit einem Softball im Schulsport, einmal beim Reiten – jedoch OHNE vom Pferd zu fallen. War zwar harmlos, aber den Unfallhergang wollte mir keiner so recht glauben.
    Was ich damit sagen will: Unfälle passieren auch in vermeintlich sicheren Situationen. That’s life. Und Risiken bestehen immer, können aber dennoch minimiert werden. Leben ist lebensgefährlich – es endet schließlich immer tödlich.

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